Dr. Charlotte Cordes

Dr. Charlotte Cordes – Institutsleiterin beim Deutschen Institut für Provokative Therapie (DIP) Foto: Jean-Marc Turmes

„Gerade in Firmen und im Business ist vieles unter der Oberfläche, was brodelt, was aber keiner anspricht“, sagt Dr. Charlotte Cordes vom Deutschen Institut für Provokative Therapie (DIP) im Podcast-Interview. Stattdessen gibt es zum Beispiel „freundliches Getue“, was ich persönlich echt schrecklich finde. Oder so richtig verbal in die Fresse. Auch nicht schön! Provokative Arbeiten ist dann sozusagen der goldene Mittelweg. Ja, Du hast richtig gelesen -> Provokativ ist der Mittelweg. Ich war auch erst etwas überrascht. 😉 Im Podcast wird das aber ganz plausibel erklärt. Also stürzen wir uns hinein, in die Welt von Konfliktmanagement und Kommunikationstrainings. Eine Welt, die ich sehr mag und die man durchaus auch sportlich sehen kann.

Vier Kontraindikationen für Provokative Therapie

Ist Provokative Therapie / Provokatives Coaching für jeden Klienten geeignet? Im Zweifel würde ich sagen: Ausprobieren. Allerdings gibt es vier Kontraindikationen, bei denen man lieber die Finger davon lassen sollte. Die sind übrigens allesamt beim Coach zu finden.

  1. Das Problem des Klienten ist zu weit weg.
    Der Coach versteht nicht, wovon der Klient spricht.
  2. Das Problem des Klienten ist zu nah.
    Der Coach hat gerade den gleichen Mist am Laufen! 😉
  3. Der Coach hat eine Beißhemmung.
    Dieser arme depressive Klient tut mir soooo leid …
  4. Der Coach kann den Klienten nicht leiden.
    Wenn das Liebevolle fehlt, sollte der Coach auf keinen Fall provokativ arbeiten.

Wenn Du an diese vier Punkte einen Haken machen kannst, dann kann es los gehen. Und dann ist das „freundliche Getue“ vom Aussterben bedroht. 😉

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Im ersten Versuch gescheitert

Die erste Idee für Provokatives Coaching in Firmen war: Wir bringen das den Mitarbeitern bei. Der Schuss ist laut Lotte aber nach hinten los gegangen, weil die Methode dann immer angewendet wurde, um jemanden zu manipulieren. Frei nach dem Motto: „Mein Kollege nervt. Zeig mir bitte ein Tool, mit dem ich ihn ändern kann.“ So geht’s natürlich nicht! Derjenige, der provokativ arbeitet, muss frei von Zielen sein. Es muss ihm egal sein, ob der Klient sich ändert oder nicht. Das hinzukriegen, ist gar nicht so einfach. Auch als externer Coach möchte man ja gerne helfen. Und vor allen Dingen möchte man ja auch, dass der Klient mit dem Gefühl nach Hause geht, dass es was gebracht hat. Da muss man selber erstmal lernen los zu lassen. Dann macht man die Erfahrung: „Im Coaching ist immer der am stärksten, der weniger vom anderen will.“

Provokatives Coaching in Unternehmen

Was in Unternehmen funktioniert, sind Konfliktmanagement oder Kommunikationstrainings, bei denen die Trainer dann Livearbeiten machen, in denen sie provokativ werden: „Wir arbeiten mit den Teilnehmern an Problemen, das wissen die aber vorher nicht.“ Auch auf Kongressen gibt es immer Live-Demos, teilweise vor 300 Leuten. Vorträge macht Lotte nie, was mir sehr sympathisch ist. Am schlimmsten finde ich ellenlange PowerPoint-Vorträge mit Folien, die mit Text vollgeballert wurden. Beim Gedanken daran, läuft mir selbst bei 40 Grad im Schatten ein eiskalter Schauer über den Rücken. Von meiner Abneigung gegenüber PowerPoint mal ganz abgesehen, finde ich, dass Lernen wie im Klassenraum heute durch angeleitete Workshops ersetzt werden sollte. Workshops, in denen Leute zusammengebracht werden, um Probleme zu diskutieren und selbst Lösungen zu entwickeln, die traditioneller Unterricht einfach nicht entwickeln kann.“Schlauer sterben mit dem weisen und erleuchteten Dozenten“, ist eben nur gefühlt eine gute Lösung! 😉

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Den Chef mal menschlich erleben

Bei den Livearbeiten finde ich spannend, dass Geschäftliches und Privates ja oft zusammenhängt. Da kann es natürlich schon mal sein, dass die Ehekrise des Vorgesetzten auf den Tisch kommt. Und damit natürlich auch die Sorge beim Chef, seinen Status zu verlieren. Lotte hat durchweg gute Erfahrungen damit gemacht, wenn die Mitarbeiter auch mal die menschliche Seite des Chefs kennenlernen. Und gerade wenn man Skeptiker im Seminar hat, wird das Ganze für den Trainer herrlich spannend. Da kann man ja dann so richtig was rocken. 🙂

Und wo wir bei Skeptikern sind, sprechen wir natürlich auch übers Scheitern und über Fehlerkultur. „Wenn wir uns immer diesen Stress machen würden, alles richtig machen zu müssen, wenn wir nie Fehler machen würden, wir würden ja heute noch au den Bäumen sitzen“, findet Lotte. Das ist doch mal ein schönes Schlusswort!

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Weitere Fallbeispiele im Buch von Charlotte Cordes

Du möchtest mehr wissen und hättest gerne auch noch weitere Fallbeispiele? Dann lies doch Lottes neues Buch:

Sehr empfehlen kann ich auch:

Bestellen kannst Du die Bücher über das DIP oder beim Online-Buchhändler Deiner Wahl (Mayersche.de, Thalia.de, …)

Falls Du den Provokativen Ansatz für Konfliktmanagement- und Kommunikationstrainings und Kongresse spannend findest – oder Dich für Improtheater für Unternehmen interessierst – dann kannst das beim Deutschen Institut für Provokative Therapie in München oder (für alle Norddeutschen) bei mir buchen.

Inhaltsübersicht

  • Provokativ auch bei Depression und Burnout?
    Vier Kontraindikationen, die alle beim Coach liegen.
  • Der Wurm in Deinem Bauch:
    Einsatz von Bildern im Provokativen Coaching.
  • Unter der Oberfläche brodelt es:
    Warum in Firmen vieles nicht angesprochen wird.
  • Provokativ ist keine Nummer Sicher:
    Vom richtigen Umgang mit Messern.
  • Provokativ in Unternehmen:
    Vorsicht vor Manipulationsversuchen.
  • Oberstes Gebot:
    Habe als Coach kein Ziel!
  • Das haut hin:
    Provokative Konfliktmanagement- und Kommunikationstrainings.
  • Beim Kongress geht’s auch:
    Live-Demos vor 300 Leuten.
  • Vortrag?
    Kommt nicht in die Tüte!
  • Privatleben meet Business:
    Wenn die Ehekrise des Chefs ans Tageslicht kommt.
  • Skeptiker sind herzlich willkommen:
    Als Trainer mag man’s eben gerne sportlich.
  • Scheiter heiter:
    Warum wir heute nicht mehr auf Bäumen sitzen.
  • Das nehmen wir mit in den Beruf:
    Fehlerkultur aus Schulzeiten.

 

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