Dr. Charlotte Cordes

Dr. Charlotte Cordes – Institutsleiterin beim Deutschen Institut für Provokative Therapie (DIP) Foto: Jean-Marc Turmes

„Sag mal, Heiko: Wofür braucht man eigentlich Provokatives Coaching? Mit was kommt man da zu dir?“ Das sind Fragen, die ich sehr häufig gestellt bekomme. Wer könnte besser Licht ins Dunkel bringen, als Dr. Charlotte Cordes, die das Deutsche Institut für Provokative Therapie (DIP) zusammen mit Ihrer Mutter Noni Höfner leitet? Die Ausbildung bei den beiden ist ein Genuss (wenn ich das mal so direkt sagen darf) und ich war mir sicher, dass eine Podcastepisode mit der 42-jährigen Lotte ganz viel Spaß machen und interessante Inhalte bringen würde. Diese Prophezeiung hat sich selbst erfüllt. 🙂 Deshalb habe ich es ausnahmsweise auch zeitlich mal wieder krachen lassen und gleich einen Zweiteiler aufgenommen.

In diesem ersten Teil erklären wir, was Provokatives Coaching (nicht) ist und wie es erfunden wurde. Außerdem hat Lotte zum Thema Jobsuche und Job passende Fallbeispiele aus ihrer Coaching-Praxis dabei, über die wir sprechen.

Im zweiten Teil geht es darum, wie Provokatives Coaching in Unternehmen bei Konfliktmanagement- und Kommunikationstrainings und auf Kongressen eingesetzt wird. Wir sprechen unter anderem auch übers Scheitern, Ehekrisen bei Chefs, Depression und Burnout. Der zweite Teil erscheint am 19. Februar.

Gut Zureden bringt nichts

Bevor ich angefangen habe, provokativ zu coachen, war ich manchmal echt verzweifelt. Da habe ich dem Klienten aus tiefstem Herzen, voller Überzeugung auch auch ganz ehrlich (!) gut zugeredet, seine tollen Fähigkeiten mit ihm erarbeitet, die gute Ausgangslage hervorgehoben und Wege aufgezeigt. Die Reaktion war immer die gleiche: „Echt cool. Danke! Das sind auch super Ideen. Bei mir funktioniert das aber nicht, weil …“ Und dann kommen wie aus der Pistole geschossen Argumente, denen (wie ich mal ganz kühn behaupte) kein Coach gewachsen ist. Provokatives Coaching hat mich davon befreit. Anders kann ich es nicht sagen. Es ist jetzt viel leichter für mich, für alle Beteiligten viel lustiger und vor allen Dingen sagt der Klient jetzt das, was er bei mir gleich abschmettern würde: „Moment mal! Na klar kann ich das schaffen! Das habe ich auf jeden Fall auf dem Kasten!“ Mehr kann man echt nicht verlangen. 🙂 Charlotte Cordes erklärt im Podcast sehr schön, wie das funktioniert und wie sich pauschale und differenzierte Aussagen bei der Kommunikation auswirken.

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Ohne Umschweife gleich zur Sache

Was mir am Provokativen auch richtig gut gefällt ist, dass nicht lange um den heißen Brei herumgeredet werden kann. Es geht ohne Umschweife gleich zur Sache. Lotte hat ein sehr schönes Beispiel von einem Klienten, der ein Vorstellungsgespräch nach dem anderen verkackt. Normalerweise würde der Coach vielleicht fragen: „Möchtest du unterbewusst das Vorstellungsgespräch vielleicht gar nicht schaffen, weil Du vor etwas, was dann käme, Angst hast?“ Provokativ wird mit Behauptungen gearbeitet: „Du hast Schiss!“ Laut Lotte kommen viele Klienten mit einer vorgefertigten Reportage zu ihr, die sie schon 20 Leuten erzählt haben: „Da ist keine Emotion mehr drin.“ Die gilt es, wieder rein zu bringen, weil nur emotional Veränderungen passieren: „Im Kopf kann man eine nette Einsicht haben und dann genau so weiter machen wie vorher.“ Da habe ich prompt ein gutes Beispiel von mir selbst: Ich sehe ein, dass weniger Zucker echt gut wäre! Anmerkung der Redaktion: Der Autor hat gerade ein Stück Kuchen verputzt! 😉

Der Vorteil des Risikos

Was es beim provokativen Coaching nicht geben darf, ist ein Plan, wohin der Coach den Klienten haben will. Kein Ziel zu haben und auch nichts zu haben, was man auf jeden Fall bringen und abhaken kann, verunsichert einen als Coach erstmal. Zusammen mit dem Plan, fehlen Dir dann gefühlt auch das Netz und der doppelte Boden. Dieses Risiko einzugehen lohnt sich aber, weil es Dich dazu zwingt, Dich auf den Moment einzulassen und beim Klienten ganz genau hinzugucken. Das fängt schon bei der telefonischen Terminvereinbarung an. Da verzichtest Du als Coach nämlich bewusst auf eine ausführliche Schilderung des Problems, weil Dir dann gleich ein paar Provokationen einfallen würden. Wenn Du die erstmal im Kopf hast, dann nimmst Du im Coaching eben nicht mehr wahr, was gerade passiert. 😉 Wer das im „geschützten Raum“ üben möchte, dem empfehle ich, Improvisationstheater zu spielen. Für Unternehmen habe ich dazu übrigens auch was im Angebot. 🙂

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Das Provokative ist wie ein Messer

Meine Frau sagt immer, dass Provokatives Coaching nicht für jeden geeignet ist. Da musste ich bei Lotte natürlich noch mal nachfragen, ob das auch wirklich stimmt. 😉 Sie meinte: „Deine Frau hat Recht. Das ist nicht für jeden – Coach – was!“ Das Provokative ist keine Nummer Sicher. Es ist wie ein Messer, mit dem Du jemanden erstechen oder auch ein Brot schmieren kannst. Die Kunst ist, den „Brotschmier-Modus“ hinzukriegen. Doch dazu mehr im zweiten Teil, der Montag in zwei Wochen an dieser Stelle erscheint.

Weitere Fallbeispiele im Buch von Charlotte Cordes

Du möchtest mehr wissen und hättest gerne auch noch weitere Fallbeispiele? Dann lies doch Lottes neues Buch:

Sehr empfehlen kann ich auch:

Bestellen kannst Du die Bücher über das DIP oder beim Online-Buchhändler Deiner Wahl (Mayersche.de, Thalia.de, …)

Wenn Du Interesse an einem Provokativen Coaching hast, dann trau Dich ruhig einen Termin mit Dr. Charlotte Cordes oder mit mir zu vereinbaren. Du wirst schon sehen: Es klingt erstmal böse, macht Dir aber in Wirklichkeit sehr viel Spaß. Der Begriff „Provokativ“ führt einen da echt in die Irre … 😉

TuneIn

Inhaltsübersicht

  • Trainerin, Coach, Improspielerin, Autorin
    Dr. Charlotte Cordes stellt sich vor.
  • Warum tut man sich das an?
    Provokative Einsatzmöglichkeiten im Job.
  • Das Wort „Provokativ“ führt in die Irre:
    Von verbalen Unverschämtheiten bei nonverbalen Wohlwollen.
  • Stolpersteine ans Licht zerren:
    Einstieg in das Weltbild des Klienten.
  • Gib mir ein Patentrezept:
    Warum Verwirrung für den Klienten viel besser ist.
  • Bei mir geht das aber nicht:
    Warum gut Zureden nichts bringt.
  • Behauptungen statt Fragen:
    Du hast Schiss!
  • Vorgefertigte Reportage ohne Emotion:
    Warum Einsicht alleine nichts nützt.
  • Der arbeitet unmöglich, aber das Ergebnis ist toll:
    Wie und von wem die Provokative Therapie erfunden wurde.
  • Warum stehst du nicht auf und gehst?!?
    Zuschauerreaktion beim Livearbeiten.
  • Mein Plan macht alles kaputt:
    Wie wir uns zwingen, genau hinzugucken.
  • Zahlen, Daten, Fakten:
    Warum es keine Studien zum Provokativen Coaching gibt.
  • Das Wichtigste:
    Den Klienten aus seinem Kopf bringen.
  • Bewegung ins festgefahrene System bringen:
    Warum Verwirrung beim Klienten gut ist.
  • Absurdes Leben:
    Ohne Lachen gäbe es Mord und Totschlag.
  • Ein Grund sich nicht zu verändern:
    Die anderen denken ich habe ’nen Knall!
  • Effizienter als der moralische Zeigefinger:
    Der Klient trifft die Entscheidung was er macht und was nicht.
  • Auf der Suche nach Widerstand:
    Manchmal muss man ganz schön provozieren.
  • Saure Klienten?
    Hat Lotte noch nie erlebt!

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